Immer öfter schädigen betrügerische Online-Broker aus dem Ausland Anleger in Deutschland. Verbote der Finanzaufsicht stören sie nicht. test.de deckt die Maschen der Betrüger auf.
Der Promi-Trick
Weder Dieter Bohlen noch Günther Jauch haben zu Investitionen in digitale Bitcoins aufgerufen – also auch nicht im ZDF, auf RTL, Sat1 oder im Magazin „Der Spiegel“. Das suggerieren Texte mit den Logos der Medien aber. Danach verlasse Bohlen etwa die Show „Deutschland sucht den Superstar“, um der Öffentlichkeit eine „fantastische Finanzplattform“ vorzustellen (siehe Bild).

Fake. Mit gefälschten Botschaften von Prominenten wie Dieter Bohlen, Yvonne Catterfeld und Herbert Grönemeyer werben Anbieter unseriöser Handelsplattformen im Internet für Investitionen in Kryptogeld.
Falsche Testimonials
Auch „Wer wird Millionär“-Moderator Günther Jauch soll angeblich das finanzielle Schlupfloch entdeckt haben, das Personen, die in das Digitalgeld Bitcoins investieren, in kurzer Zeit zu Millionären macht. Dazu müssten sie lediglich 250 Euro einsetzen. Tausende Anleger haben der Fake-Werbung geglaubt und in Kryptowährungen wie Bitcoin auf dubiosen Handelsplattformen investiert. Ihr Geld ist jetzt weg.
Unser Rat
Betrug. Vorsicht vor Handelsplattformen im Internet, die Ihnen hohe Gewinne versprechen. Häufig betreiben Kriminelle aus dem Ausland die Portale. Sie legen Ihr Geld gar nicht erst an.
Nachfrage. Fragen Sie vor einer Investition auf einer Internet-Handelsplattform bei der Finanzaufsichtsbehörde des Herkunftslandes nach, ob der Anbieter dort registriert ist.
Falsche Helfer. Zahlen Sie kein Geld an angebliche Helfer, die Ihnen anbieten, verlorenes Geld zurückzuholen. Meist arbeiten sie mit den ursprünglichen Tätern zusammen und wollen Sie ein zweites Mal betrügen.
Warnliste. Mit unserer Warnliste Geldanlage verschaffen Sie sich schnell einen Überblick über dubiose, unseriöse oder sehr riskante Geldanlageangebote. Warnungen finden Sie auch auf der Webseite der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin.
Massenhaft dubiose Trading-Plattformen
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und das Bundeskriminalamt warnen seit 2018 vor unseriösen Brokern im Netz, die keine Lizenz der Aufsicht haben.
Handel mit riskanten Produkten
Solche Portale versprechen Anlegerinnen und Anlegern hohe Gewinne in kürzester Zeit, wenn sie Geld in den Handel mit binären Optionen oder finanziellen Differenzkontrakten (CFDs) auf Aktien, Rohstoffe, Indizes oder Kryptowährungen stecken.
Binäre Optionen und CFDs sind – vereinfacht ausgedrückt – Wetten auf fallende oder steigende Kurse und können leicht zum Totalverlust führen. Solche Finanzprodukte sind – sofern sie über einen seriösen Broker abgewickelt werden – nur etwas für Profis.
Reich werden nur ganz wenige
Trotzdem boomt der Handel mit CFDs auch bei Laien. Dabei warnen Broker im Kleingedruckten, dass 80 Prozent der Privatanleger mit dem CFD-Handel Geld verlieren. Reich werden nur ganz wenige.
Auch mit binären Optionen machten Spekulanten immense Verluste. Im Sommer 2018 schritt deshalb die Europäische Aufsichtsbehörde (Esma) ein und verbot den Handel für Privatanleger in der Europäischen Union.
Tipp: Seriöse Broker finden Sie über unseren Smartphone-Broker-Vergleich. Darüber hinaus haben wir auch Wertpapierdepots getestet.
Zwei aktuelle Fälle
Das Geschäft läuft trotzdem weiter. Vor allem der Betrug damit, wie zwei aktuelle Fälle zeigen.
- In Deutschland hat die Polizei am 12. Mai 2021 eine international agierende Betrügerbande festgenommen. Diese hatte laut Generalstaatsanwaltschaft Koblenz im Internet auf „hochprofessionell gestalteten, seriös wirkenden Handelsplattformen“ hohe Gewinne mit Investitionen in binäre Optionen, CFDs und Kryptowährungen versprochen.
- Ende April verloren fünf Millionen Türkinnen und Türken, die meist über die Internet-Plattform Thodex Kryptogeld gekauft hatten, über 31 Millionen Euro. Gegen den 27-jährigen Thodex-Gründer Fatih Özer wird wegen Betrugs ermittelt. Die Türkei hat den Kauf von Gütern mit Kryptogeld inzwischen verboten.
So gehen die betrügerischen Online-Broker vor
Um Anlegerinnen und Anleger für ihre dubiosen Geschäfte zu gewinnen, locken unseriöse Online-Broker auf echt aussehenden Handelsplattformen im Internet mit hohen Gewinnen. Angeboten werden meist Investitionen in binäre Optionen, CFDs und Kryptowährungen. Ermittler berichten, dass Betrüger mit spezieller Software „glaubhaft einen aktiven Handel“ und Kursgewinne vortäuschen. Das Kundengeld werde meist gar nicht angelegt, sondern für eigene Zwecke verwendet. Ermittler und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht berichten von mehrstelligen Millionenschäden. Der Schaden, den eine von der Koblenzer Staatsanwaltschaft im Frühjahr 21 festgenommene Betrügerbande angerichtet hat, soll rund 30 Millionen Euro betragen.
Oft sitzen die Betrüger im Ausland
Betreut werden Kunden unseriöser Internetportale häufig von Callcentern aus dem Ausland. Die Vermittler sprechen deutsch und haben eine deutsche Telefonnummer. Das heiße aber keinesfalls, dass ihr Geschäftssitz in Deutschland sei, warnt die Bafin.
Kunden, die sich auf einer Plattform registrieren, werden immer wieder angerufen. Sie sollen Geld überweisen, möglichst mehrmals. Das höre oft nicht einmal auf, wenn die Plattform abgeschaltet und der Betreuer nicht mehr erreichbar sei, weiß Bafin-Mitarbeiter Hartmut Reschke.